Wissenswertes

Entwicklung ausgewählter Verbandsgewässer – Neues Modul zeigt Gewässerkorrekturen durch den Menschen

Über Jahrhunderte konnten sich die Gewässer in unserer Heimat – beeinflusst von Eiszeiten und Warmklima – frei entfalten und entwickeln. Nur die Natur gab die Vorgaben für die jeweiligen Gewässerverläufe und -größen…

Im Zuge der Besiedlung und Kultivierung hat dann der Mensch eingegriffen und die Gewässer nach seinen Erfordernissen gestaltet und „korrigiert“. Mit dem Ziel der bestmöglichen Entwässerung der Flächen – seinerzeit zwingend erforderlich für die Urbarmachung dieser Region – wurden nahezu alle Gewässer begradigt und ausgebaut. Das Wasser sollte auf schnellstem Wege möglichst ungebremst abfließen, um die Besiedlung und Bewirtschaftung immer größerer Flächen zu ermöglichen.

Was damals gut und richtig war, muss im neuen Licht der Klimafolgenanpassung kritisch überprüft und vielfach überdacht werden. Die deutlich zunehmenden Trockenwetterperioden in den Sommermonaten machen den dezentralen Rückhalt des wertvollen Wasser in der Fläche immer wichtiger. Gleichzeitig müssen höhere Wassermassen in den Wintermonaten beherrscht werden: Es ist inzwischen ein Spagat zu machen zwischen Wasserrückhalt und Wasserabfluss. Das klingt zunächst unmöglich, aber kluge Maßnahmen der Fließgewässerentwicklung können beiden Anforderungen gerecht werden. Dabei werden die Gewässer nach Möglichkeit in ihren alten Gewässerverlauf zurückverlegt unter Beibehaltung einer sogenannten Flutrinne, die im Hochwasserfall für einen ausreichenden Wasserabfluss sorgt.

Die Basis für diese Maßnahmen der Fließgewässerentwicklung bilden daher u.a. alte Karten mit Darstellung der ursprünglichen Gewässerverläufe, wie sie mit den Vogteikarten aus den Jahren 1781 bis 1799 vorliegen. Mit dem hier zur Verfügung gestellten Modul lässt sich die Entwicklung ausgewählter Gewässer der Ammerländer Wasseracht „von früher zu heute“ nachvollziehen. Aber Vorsicht! Die aus den alten Karten übernommene Darstellung der ursprünglichen Gewässerverläufe muss an einigen Stellen kritisch hinterfragt werden. Viele „Entwicklungen“ sind nicht nachvollziehbar und eher der nicht korrekten Vermessung und Darstellung in den alten Karten geschuldet. So zeigen sich an vielen Stellen vermeintliche Parallelverlegungen längerer Gewässerstrecken, die ganz sicher so nicht erfolgt sind. Jeder Vergleich ist also mit Vorsicht zu genießen und mit Sachverstand auszuwerten. Einen groben Überblick über die vielfachen Korrekturen zeigt der Vergleich der Karten aber allemal.

Wie funktioniert das Modul?

  1. Einfach weiter unten auf den Link klicken und es öffnet sich die Karte mit dem Verbandsgebiet der AWA (grün umrandet).
  2. In rot werden die nach Wasserrahmenrichtlinie berichtspflichtigen Gewässer der AWA mit aktuellem Verlauf dargestellt. Die aktuellen Verläufe der nicht berichtspflichtigen Gewässer sind auf der Hintergrundkarte in schwach blau zu erkennen. Darüber sieht man die ausgewählten, alten Gewässerverläufe in stärkerem blau.
  3. In dieser Karte kann man rein- und rauszoomen, um einen kleineren Kartenausschnitt zu bekommen
  4. Um das Vergleichsmodul zu aktivieren, muss oben rechts das Kästchen „Oberste Ebene vergleichen“ angeklickt werden
  5. Jetzt kann man die senkrechte Trennlinie verschieben und die unterschiedlichen Gewässerverläufe im Detail (mit o.g. Einschränkungen!) vergleichen

Probiert es aus und kommt bei Fragen gerne auf uns zu!

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Ebbe und Flut – natürlich auch im Ammerland

Ebbe und Flut im Ammerland? Dat gifft dat jo woll nich! Und doch, obwohl über 40 km von der Nordseeküste entfernt, wird das westliche Ammerland von den Gezeiten  beeinflusst. Nahezu 17.000 ha des Verbandsgebietes der Ammerländer Wasseracht liegen im Niederungsgebiet von Aper Tief und Godensholter/Nordloher Tief. Die am niedrigsten gelegenen Flächen liegen dort nur ca. 0,70 m über Normalnull (NN). Die Flüsse Leda und Jümme verbinden das Ammerland mit der Ems und damit mit der Nordsee. Von der Nordsee kennt jeder Ebbe und Flut (Gezeiten), nur wie kommt sie ins Ammerland und was spielt sich bei Ebbe und Flut überhaupt ab?

Das offene Gewässersystem von Ems, Leda und Jümme, sowie Aper Tief und Nordloher-/Godensholter Tief lässt Ebbe und Flut ungehindert ein- und ausströmen. Das bei normalem Tidehochwasser bzw. bei Hochwasserereignissen tiefer liegende Niederungsgebiet, muss durch Deiche und Sperrwerke gegen Überflutungen geschützt werden.

Am Pegel Augustfehn beträgt das mittlere Tidehochwasser + 1,15 mNN und das mittlere Tideniedrigwasser + 0,35 mNN und damit der Tidenhub immerhin noch 80 cm. Er hat ebenso wie die Fließgeschwindigkeiten in den Gewässern zugenommen. Durch Ausbau bzw. Vertiefung der Gewässer ist eine zunehmende Verschiebung zwischen Flut- und Ebbstrom eingetreten. Bei der Flut werden Spitzengeschwindigkeiten der Strömung beobachtet, die während des ablaufenden Wassers nicht erreicht werden. Das erklärt auch, warum z.B. eine in Stickhausen in die Jümme geworfene Flaschenpost durch die Strömung eher flussaufwärts in Richtung Apen treibt, als in Richtung Nordsee.

Der Ebb- und Flutstrom in das Ammerland wird nur bei Hochwasser unterbunden, wenn Leda- oder Emssperrwerk bei Sturmfluten ihre Tore schließen. Und somit können Sie alle sechs Stunden z.B. bei der Hengstforder Mühle beobachten, wie das Wasser die Fließrichtung im Aper Tief wechselt.

Mond und Sonnegrafik-ebbe-u-flut spielen bei der Entstehung von Ebbe und Flut eine maßgebliche Rolle.Der Mond dreht sich um die Erde. Beide drehen sich gemeinsam um die Sonne. Der Mond zieht mit seiner Anziehungskraft die Wassermassen der Erde zu sich heran. Immer an der Stelle der Erde, die dem Mond am nächsten ist, entsteht so ein Wasser- oder Flutberg. Mond und Erde rotieren miteinander um einen gemeinsamen Drehpunkt. An den äußersten Enden dieses Systems aus zwei Himmelskörpern wirken Fliehkräfte. Dadurch entsteht auf der Seite der Erde, die am weitesten vom Mond entfernt ist, ein zweiter Flutberg. Darum ist 2x täglich Ebbe, 2x Flut. Die Erde dreht sich in 24 Stunden und 50 Minuten einmal um ihre Achse, unter den beiden Flutbergen hindurch. Darum trifft das Hochwasser jeden Tag etwa 50 Minuten später ein als am Vortag.

Steht die Sonne auf einer Achse mit Mond und Erde (bei Vollmond und Neumond), verstärkt sie deren Kräfte: Die Flutberge werden noch höher – es ist Springflut (Springtide). Steht die Sonne im rechten Winkel zur Mond-Erde-Achse (Halbmond), schwächt sie die Kraft des Mondes ab: Es ist Nippflut (Nipptide).

Den unterschiedlichen Wasserstand zwischen Hoch- und Niedrigwasser (Flut und Ebbe) bezeichnet man als Tidenhub. An der deutschen Nordseeküste beträgt er etwa 3,50 Meter.